Wohlklang

 

Wohlklang

 

Nicht nur in der Vergangenheit, auch heute leben noch Künstler in Fischerhude. Einer von ihnen ist der Komponist Helge Burggrabe, der sich vor fünf Jahren mit seiner Familie hier niederließ.

 

„An keinem Ort habe ich mich so schnell zuhause gefühlt wie in Fischerhude. Und wenn ich wegen Projekten in der Ferne bin, packt mich regelmäßig das Heimweh“, sagt der Musiker. „Einerseits ist es die Natur mit ihrer Weite und Stille und andererseits genieße ich das lebendige, vielfältige Kultur- und Dorfleben.“

 

 

 

Für seine Kompositionen, die vor allem in sakralen Bauwerken aufgeführt werden, ist die Stille als Ausgangspunkt und Inspirationsquelle ganz wesentlich.

 

So entstand gemeinsam mit dem Benediktinerpater Anselm Grün das Buch-/CD-Projekt „Zeiten der Stille“, in dessen Folge in 25 Städten Burggrabes „Konzert der Stille“ aufgeführt wurde, unter anderem im Verdener Dom.

 

Außerdem komponierte Burggrabe Oratorien für Solisten, Chöre und Orchester, bei denen sich Musik mit Sprache und weiteren Kunstformen wie Lichtinstallationen, zeitgenössischem Tanz oder WasserKlang-Projektionen verbindet. Aufführungen dieser Werke fanden unter anderem in der Dresdner Frauenkirche, im Kölner Dom, im Dom zu Speyer, im Fraumünster Zürich und im Hildesheimer Dom statt. Die meisten Werke liegen als CD-Veröffentlichung vor, das Oratorium „Stella Maris“ als Dokumentarfilm des Fernsehsenders arte.

 

Neben diesen Kulturprojekten bietet Helge Burggrabe auch Seminare im Themenbereich Musik, Architektur und Spiritualität sowie seit 20 Jahren regelmäßig einwöchige Reisen zur Kathdrale von Chartres bei Paris an.

 

Ein weiteres Anliegen ist das Mitsingprojekt HAGIOS. Dabei verfolgt er unter anderem die Idee, dass jeder Mensch singen kann: „Das Singen ist die eigentliche Muttersprache aller Menschen“ (Yehudi Menuhin). Auch in Fischerhude wurden die Liederabende innerhalb der letzten Jahre zu einer kleinen Tradition: Immer zu Mittsommer und im Advent finden in der schönen Liebfrauenkirche solche HAGIOS-Abende statt und jede und jeder ist herzlich willkommen.

Nicht die Perfektion, sondern die Freude am gemeinsamen Gesang steht im Mittelpunkt, – es gibt an diesen Abenden keine falschen Töne!

 

Spatenstich vor hundert Jahren

 

Spatenstich vor hundert Jahren

In der schweren Zeit 1917, an den Fronten des ersten Weltkrieges wurde noch erbittert gekämpft, begann man in der Bredenau 81 „das alte Rilke-Haus“ wie es später genannt werden sollte, zu bauen.

Es sollte und wurde das Wohnhaus und Atelier von Clara Rilke-Westhoff. Ihr Ehemann, Rainer Maria-Rilke dichtete ihr den zur Zeit passenden Hausspruch: „Da vieles fiel, fing Zuversicht mich an, die Zukunft gebe, dass ich darf, ich kann.“ 

Hier fühlte Clara sich heimisch. In der Nachbarschaft lebten die Modersohns und nicht weit entfernt, im Storchenhaus, lebte ihre Mutter und ihr Bruder Helmuth (Im Alten Dorf 4, am Fussballplatz)  Nun durfte sie in Ihrem Paradies in der Bredenau leben und wirken. Wenn auch finanzielle Sorgen ihr künstlerisches Schaffen ständig bedrängten, hat sie trotzdem geniale Werke in die Welt gesetzt.

Als sie am 9.3.1954 starb, wurde sie in ihrem Atelier aufgebahrt und von dort nach Sitte des Dorfes, zum Fischerhuder Friedhof getragen.

Claras Tochter Ruth, hatte sich in Fischerhude immer sehr wohl gefühlt und so gründete die Tochter nach Claras Tod, in dem Haus das Rilke-Archiv, das sie bis zu ihrem Lebensende 1972 führte.

Nachdem das Rilke-Archiv Mitte der siebziger Jahre nach Gernsbach verlegt wurde, blieb das Haus jahrelang unbewohnt.

Seit April 1995 befindet sich im Erdgeschoss das „Cafe im Rilke-Haus“. Vom Sommergarten aus, kann der Gast den wunderschönen Ausblick genießen, der sicher schon Clara inspiriert hat. Der Blick fällt direkt auf die Wümme, die Wümmewiesen und den dahinterliegenden Wald, die Surheide. Die Räumlichkeiten des Hauses sind trotz erneuter Renovierung alle unverändert geblieben. In dem Hauptraum befand sich früher das Atelier von Clara. Im Kaminzimmer hatte sie ihre Bibliothek, in der sie ihren Zuhörern aus Büchern und Briefen Rainer Maria-Rilkes vortrug.

Das Wappen in der Eingangstür ist eine Nachbildung des Familienwappens, das sich auf dem Grabstein des Dichters in der Schweiz befindet.